Jehovas Zeugen und die Bibel
In diesem neuen Kapitel wird das Glaubensgerüst der Jehovas Zeugen aus biblischer aber auch der allgemein christlichen Sicht beleuchtet, aber auch teilweise aus jüdischer Sicht. Immerhin entwickelte sich das Christsein aus dem damaligen Judentum (Jesus war Jude). Christen sehen sich daher auch als geistige Juden.
Grundsätzlich aber darf, so wie jeder Mensch auch, ein Jehovas Zeuge glauben was ein Jehovas Zeuge eben auch nur glauben kann - das nennt sich Glaubensfreiheit.
Persönlich hege ich hier keinerlei Interesse Jehovas Zeugen als "Nicht-Christen" darzustellen.
Ihre Aufrichtigkeit ist in vielen Dingen authentischer als wie bei den Leuten, die nur auf dem Papier in einer Kirche eingetragen sind, jene die sich eigentlich gar nicht dafür interessen auch wirklich Christ zu sein. Auch glaube ich das Gottes Geist an ihnen wirkt, was aber mehr individuelle Phänomene sind.
Doch hier auf diesen Webseiten geht es im allgemeinen ja um die Gründe, wieso sich ein Mensch überhaupt den Jehovas Zeugen anschließt.
Um das Gesamtbild in dieser Thematik abzurunden, befasse ich mich nun auch mit den rein rational erfassbaren, glaubenstechnischen Inhalten, ohne weiter auf die bisherigen Herangehensweisen an das Thema tiefgreifender einzugehen als nötig.
Ich werde auch nicht alle Themen die bei Jehovas Zeugen betrachtet werden aufführen, sondern auch nur ein paar Beispiele. Einmal geht es mir dabei um den Umgang mit der Bibel an sich, den man dann auf alle biblische Themen anwenden könnte.
Die eigentliche Problematik bei der Sache ist nicht der Erkenntnisstand eines Interessierten der seinen Glauben wie er bei den Jehovas Zeugen ernst nehmen möchte und den Regeln wie auch den Glaubensansichten die er aus den Publikationen dort gelernt hat, ernst nehmen möchte und sich gar taufen lässt.
Von mir aus, also rein von den Glaubensinhalten her, darf man sich natürlich die Bibelverse sondiert vornehmen und seinen Glauben nur auf diese paar Verse fundieren, mit denen ein Interessierter während seines Kennenlernens dieser Religion in Kontakt kommt.
Man darf hier von mir aus auch blind einer geistigen Führung vertrauen und freiwillig alles glauben was man gesagt bekommt, wenn es um die Fragen geht wie gewisse Inhalte in der Bibel gemeint sind und wie sie nicht gemeint sind, oder was Gott von einem erwartet. Grundsätzlich darf man glauben was man will, sogar das Jesus den "Sklaven" eingesetzt hat, auch wenn es dazu keinen einzigen Hinweis gibt. Das sind Aspekte die unter der Glaubensfreiheit fallen und geglaubt werden dürfen.
Der christliche Glaube basiert nun aber auch auf der Bibel - neben den persönlichen Glaubenserfahrungen im heiligen Geist.
Sie gilt im Christentum als das Hauptlehrbuch.
Jegliche Sicht und Glaubensaussage die ein Christ vertritt, so sollte es sein, kann er der Bibel entnehmen.
Dabei gibt es jedoch zu beachten, das der Christ nicht unter den selben Verpflichtungen des alten Bundes unterliegt, wie er aber auch noch in der Bibel festgehalten ist. Dem neuen Bund gereicht es Christie Gesetz zu befolgen.
Worauf ich hinaus will ist auch, das es auch im alten Testament sehr wohl Grundlagen für die christliche Sicht auf seine Glaubensinhalte gibt, wenn man nur mal an die Schöpfungsgeschichte denkt, oder die vielen Prophezeiungen den Messias betreffend. Auch ob es eine Weiterexistenz nach dem irdischen Ableben gibt.
Bei biblischen Aussagen gilt es also mehrere Dinge abzuwägen.
Bei der Frage nach biblischen Aussagen zu einer bestimmten Thematik, sollte man jedoch alle
Verse "mit an Bord holen" die zu einer Thematik etwas zu sagen haben, wenn man zumindest
die "ganze Schrift" berücksichtigen möchte, was auch im Sinne ->2.Timotheus 3, 16-17 wäre.
Wenn man allein diesen Vers nur einmal hier ernst nehmen würde, dann bliebe auch gar nichts anderes übrig dann auch wirklich die ganze Schrift zu einer Thematik zu durchsuchen.
Also ich für meinen Teil muss zugeben, als damals meine Eltern mit mir das "Paradiesbuch" durchgingen, das ich eben nicht immer alle Aussagen der Bibel auf dem Schirm hatte, gerade weil ich als 13jähriger die Bibel noch nicht so gut kannte.
Aber dafür wusste ich was JZ glauben und was nicht.
Ähnlich ergeht es Interessierten, die vielleicht auch frustriert über die eigene Kirche waren und etwas besseres suchten. Als man begang mit Jehovas Zeugen die Bibel zu studieren und erfuhren was alles so in der Bibel stehen soll, dann lernte man zwar die Ansichten der Zeugen Jehovas kennen, jedoch nicht ob deren Lehraussagen auch gemäß der "ganzen Schrift" entsprechen.
Wenn ein Interessierter mit dem Bibelkurs "Glücklich für immer" durch ist, dann hat er, inklusive der Lese-Empfehlung aus dem Anhang, gerade einmal 6% der Bibel betrachtet - immerhin sind es 6% mehr wie er vorher sein ganzes Lebven lang sich nie mit derBibel beschäftigte, aber darauf kommt es in 2.Timotheus 3:16-17 ja nicht an.
Ein weiterer Aspekt von 2.Timotheus 3, 16-17 ist, neben der Inspirtation, das es eben allein der heiligen Schrift an sich gereicht "...zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit..." (nach Elberfelder).
"Lehre... Überführung... Zurechteisung... Unterweisung" - diese Begriffe bringen zum Ausdruck das die heiligen Schriften an sich schon mit der entsprechenden Kompetenz ausgestattet auch etwas zum ausdruck zu bringen, ja das alles was in ihr steht im Kern oder geistig zu verstehen ist.
Man musste sie nicht erst erklären wie sie zu verstehen sei und wie nicht. Man darf sie nehmen wie sie ist, wo man natürlich auch das jeweilige zeitgenössische Gedankengut jeweils auch mit Vernunft und Logik, ja auch mit der Logik eines Glaubenden, betrachten darf.
Die ersten Christen hatten nur diese alttestamentlichen Schriften. Gegen Ende des ersten Jahrhunderts war das, was später in die Bibel als Büchersammlung aufgenommen wurde ja, erst vollständig. Doch allein auf diesen richteten sie ihren Glauben (neben dem Wirken des Geistes) und das müssten wir dem eigentlich gleich tun. Wobei bestimmt nichts gegen ein objektives Bibellexikon oder eine interlineare Übersetzung einzuwenden ist - genauso wie Wissen aus den Bereichen Geologie und Geschichte, welche uns Einblicke in die damalige Zeit verschaffen. Aber auch unterschiedliche Bedeutungen trotz wortwörtlich richtiger Übersetzung.
Genau das möchte ich hier einmal versuchen zu tun, zumindest wenn ein Thema dies erfordert.
Dies in Thematiken, wo ich auf allgemeine Tatsachen hinweisen möchte, die mich damals als "Mensch mit Jehovas Zeugen Wissen" überrascht hatte zu erfahren.
Vom Paradies auf Erden
Bezüglich dem Paradies
Es geht um das "Paradies auf Erden".
Ich als Jehovas Zeuge dachte immer, das die "weltlichen" Christen nicht an Gottes Strafgericht oder dem "Paradies" glauben würden. Doch inzwischen wurde ich eines besseren belehrt. Ich gehe hier darauf ein, weil ich mir vorstellen kann das es einigen ähnlich wie mir gehen könnte.
Persönlich vermute ich, das dies eher bei jenen vorkommt, die so wie ich bei Zeugen Jehovas groß geworden sind und von der "bösen" Christenheit keine Ahnung hatten. Wir ZJ-Kinder wurden nicht darüber informiert, das es im allgemeinen Christentum in diesen Punkten einen sehr ähnlichen Kenntnissstand gibt. Uns ließ man in den Glauben, als wenn sie lediglich an "Himmel und Hölle" glauben würden.
Abgesehen davon, wie gut ein "Paradies auf Erden" als solches biblisch belegt ist oder nicht, darf man aus christlicher Sicht durchaus daran glauben einmal ewig auf der Erde zu leben, von mir aus auch in wunderbaren paradiesischen Zuständen - so wie ich heute weiß.
Dieses ebenso positive Endbild für die Erde an sich, vertritt die Christenheit also auch - dies sogar schon seid Jahrhunderten. Nur mit kleinen Unterschieden zu den Lehren der Jehovas Zeugen.
Auch würde man das ganz anders ableiten und auch darauf möchte ich hier kurz eingehen.
Ein eklatanter Unterschied zum Christentum ist, das die Kirchn eben nicht alle Religionen als Teil von Bablon vorverurteilen.
Ein kleinerer Unterschied ist der, das das himmlische Jerusalem, "das Zelt Gottes", die Stadt Gottes, im allgemeinen christlichen Glauben auf die Erde buchstäblich herab zu den Menschen kommen soll, so wie es die Offenbarung beschreibt:
"Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel von Gott herabkommen, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut.
Und ich hörte eine laute Stimme vom Thron her sagen: Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott." -> Offenbarung 21:2,3
Hier einmal zu den link aus ->katholischer und ->evangelischer Sicht - es geht nur darum um zu verdeutlichen, das diese Kirchen an das glauben was in der Offenbarung steht, womit ich keine Werbung für diese Kirchen an sich mache, sondern nur als Information das Christen (zumindest jene die gut vertraut mit den christlichen Glaubensinhalten sind) an sich ebenso glauben, das Gott wirklich noch was mit der Erde noch vorhat und das dies keine alleinige Sache der Jehovas Zeugen ist.
Das trifft auch auf überkonfessionelle Christen zu, ja jedem der mit der Offenbarung hier vertraut ist und glaubt wie es da steht.
Der kleine Unterschied ist also der, das Jehovas Zeugen glauben das Gottes neues Jerusalem nicht buchstäblich auf die Erde kommen soll, sondern das Jerusalem im Himmel bleibt, von wo aus Gott, Jesus und Menschen mit himmlischer Hoffnung, die Menschen auf der Erde beherrschen sollen.
Hier die Erklärungen der WTG zum ->neuen Jerusalem.
Das eigentliche Christentum ist also gar nicht darauf aus, ob man "in den Himmel kommt", sondern ob man bei Gott sein wird, der beizeiten eh auf der Erde bei den Menschen wohnen will, zumindest wenn man hier die Offenbarung wortwörtlich nimmt. Dabei gibt es kein zusammenhängendes Indiz in der Bibel das dem nicht so sein soll (die größe der Stadt kann auch symbolisch sein) - wird daher geglaubt wie geschrieben. Ich denke wir lassen uns überrachen wie es dann wirklich sein wird.
Doch im Prinzip glaubt die Christenheit auch, das auf der Erde es Menschen geben wird die dort ewig leben werden, was aus den links hervor geht.
Daher treffen beiderlei Aussagen Jesu zu, einmal die mit der irdischen Hoffnung (z.B. Mat 5,5), aber auch das "Himmelreich" betreffend (Mat 5, 3). Denn unabhängig davon ob Jerusalam auf Erden kommt oder nicht, wird es eine himmlische Regierung bleiben.
Was ist denn nun das Paradies an sich?
Dazu kann man nun mal die "ganze Schrift" befragen.
In der Frage was das 'Paradies' in der Bibel ist, müsste man sie dahingehend einfach mal untersuchen,
wo der Begriff auch tatsächlich in der Bibel wortwörtlich vorkommt. Eine Konkordanz könnte da hilfreich sein. All zu oft kommt der Begriff - "Paradies" - nicht in ihr vor. In der Elberfelder-, Luther- und der Einheits-Übersetzung kommt er an nur drei Stellen vor und diese werden nun mal genauer unter die Lupe genommen.
Ich habe mir zu der Thematik einmal das Buch "Einführung in die Theologie der Pharisäer" bestellt,
da die Glaubensinhalte dieser damaligen Gruppierung (die Ansichten der Sadduzäer haben es nicht bis in die Neuzeit geschafft) bis in die heutige Zeit das Judentum beeinflussen - kleiner Buchtipp am Rande.
Die ->Pharisäer (wiki-link), die sich auch als Prediger verstanden, glaubten damals schon an die Unsterblichkeit nach dem irdischen ableben (Flavius Jesephus berichtete darüber - siehe link) das hat sich sogar bis heute gehalten. Doch generell gibt es im heutigen Judentum keine feste Linie, was den Glauben an eine sofortige Auferstehung im himmlischen Bereich betrifft (das Paradies), oder ob die Auferstehung erst mit einem Strafgericht kommen wird.
Gemäß der Bibel stehen diese Dinge aber bereit fest und somit auch für das Christentum.
Komme ich nun zu den Stellen wo die Bibel selbst von dem Paradies berichtet.
Klar fallen hier vielen erstmal die Worte Jesu ein, als er zum Tode verurteilten Verbrecher sagte, das er mit ihm im Paradies sein würde (Lukas 23, 43) - ich möchte diesen Vers auch aus diplomatischen Gründen erst einmal offen lassen. Denn ob man das Komma vor dem "heute" setzt, oder dahinter, ist in gewisser Weise auch davon abhängig was die Bibel noch zu dieser Thematik zu sagen hat.
Aber es gibt noch zwei andere Verse. Einer davon wäre 2.Korinther 12:2-4 (Worte des Paulus):
"Ich weiß von einem Menschen in Christus, dass er vor vierzehn Jahren – ob im Leib, weiß ich nicht, oder außerhalb des Leibes, weiß ich nicht; Gott weiß es –, dass dieser bis in den dritten Himmel entrückt wurde. Und ich weiß von dem betreffenden Menschen – ob im Leib oder außer dem Leib, weiß ich nicht; Gott weiß es –, dass er in das Paradies entrückt wurde und unaussprechliche Worte hörte, die auszusprechen einem Menschen nicht zusteht."
Ich persönlich finde es hier total erhellend Bibelübersetzungen miteinander zu vergleichen, da es verdeutlicht wovon Paulus hier eigentlich berichtet - wenn du magst kannst Du ->hier klicken (Bibelserver-link). Wenn du nicht so empfindest ist auch ok.
Im Judentum versteht man das Paradies vom ->dritten Himmel getrennt - so wie es die ersten Menschen in Eden es erlebt haben sollen, das Gott aus dem unsichtbaren Bereich heraus bei Adam und Eva war. Dieser unsichtbare Bereich, in dem Gott wohnt, versteht man als dritten Himmel, während das Paradies irdisch war.
Im Christentum versteht man die Worte des Paulus als eine Gleichstellung - da wo Gott ist, da ist das Paradies. Da das Paradies nicht mehr auf Erden ist, zeigt Paulus, ist es bei Gott im Himmel.
Nicht zuletzt auch wegen den Vers aus der Offenbarung wie hier aus 2:8:
"Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, welcher in dem Paradies Gottes ist."
Die Bibel zeigt hier rein objektiv, in beiden angeführten Versen, einmal von Paulus und von Johannes, das das Paradies ein bereits existenter Ort ist. Den 'Baum des Lebens' behalte in Hinterkopf.
Er wird in der Offenbarung nochmal erwähnt. Im Garten Eden gab es übrigens auch schon so einen (1.Mose 2:9, 3:22-24).
Im Christentum wird der Baum des Lebens in der Offenbarung lediglich als ein aufgegriffenes Bild aus 1.Mose verstanden - >siehe hier für weitere Infos.
Die Schilderungen der Offenbarung für die Zukunft der Erde gehen aber noch weiter, unter anderem findet man auch diese Beschreibung:
"Und er zeigte mir einen Strom von Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der hervorging aus dem Thron Gottes und des Lammes. In der Mitte ihrer Straße und des Stromes, diesseits und jenseits, 〈war der〉 Baum des Lebens, der zwölf〈mal〉 Früchte trägt und jeden Monat seine Frucht gibt; und die Blätter des Baumes 〈sind〉 zur Heilung der Nationen." ->Offenbarung 22:1, 2
Wenn man das Paradies daran festmachen würde, ob dort ein Baum des Lebens steht, dann wäre dies hier der Fall - laut Offenbarung 1, 8 war er aber nie weg - zumindest im allg. christl. Verständniss.
Wenn Gottes Thron erst einmal über die Erde herrscht, dann würde mit ihm auch das Paradies wieder auf die Erde kommen. Der Baum des Lebens war nie wirklich die ganze Zeit weg (Offb 1,8).
Mit der Gegenwart Gottes auf - oder über - der Erde, kommt auch das Paradies zur Menschheit zurück.
Insofern deckt sich das Christentum hier letztlich mit dem Glauben der Jehovas Zeugen, ohne den Erklärungsansatz der Jehovas Zeugen an dieser Stelle in Frage stellen zu wollen.
Doch wo kommt es nun hin, das Komma, bei Jesu berühmten Worten "Und er sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir heute wirst du mit mir im Paradies sein"? - Lukas 23, 43
Dieses biblische Thema hängt also damit zusammen, was damals im allgemeinen geglaubt wurde und ob Jesus dem zustimmte oder nicht.
Ob das Komma vor oder nach dem "heute" steht, da kommt es also darauf an ob es damals schon eine Auferstehung der gläubigen Hebräer/Juden gab - denn immerhin hatte der erste Bund auch eine Auswirkung auf die Hoffnung nach dem irdischen Tode, der Glaube an "die Stadt, die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist." (Hebräer 11:8-10).
Das Christentum geht also davon aus, wenn der Zweite Bund Gottes für Christen (jeglicherNation) eine himmlische Hoffnung in sich birgt, wieso dann nicht minder der erste Bund mit Gottes auserwähltem Volk? Dazu später ein paar Gedanken mehr, wenn ich auf die 144.000 aus der Offenbarung eingehe.
Diese Frage beantwortete Jesus, als er einmal von den ->Sadduzäern (wikipedia link) befragt wurde. Über die Sadduzäer weiß man an sich nur wenig, denn wie schon angedeutet ist ihre Philosophie nicht von dauerhafter Natur gewesen. (Apostelgeschichte 20: 38 weiß auch noch über die Sadduzäer zu berichten.)
Neben der Bibel soll auch der Historiker Josephus über sie berichtet haben (siehe link), wo er vernahm das die Sadduzäer nicht an eine Weiterexistenz nach dem irdischen Leben glaubten (wie Jehovas Zeugen auch). Das ist als Hinweis recht hilfreich, denn wenn man den Bericht in Markus 12 ab Vers 18 anschaut, empfindet man erstmal etwas als einen augenscheinlichen Widerspruch:
18 Und es kommen Sadduzäer zu ihm, die sagen, es gebe keine Auferstehung; und sie fragten ihn und sprachen:
19 Lehrer, Mose hat uns geschrieben: Wenn jemandes Bruder stirbt und lässt eine Frau zurück und hinterlässt kein Kind, dass sein Bruder seine Frau nehme und seinem Bruder Nachkommenschaft erweckt.
20 Es waren sieben Brüder. Und der erste nahm eine Frau; und als er starb, hinterließ er keine Nachkommenschaft;
21 und der zweite nahm sie und starb und ließ keine Nachkommenschaft zurück; und der dritte ebenso.
22 Und die sieben hinterließen keine Nachkommenschaft. Zuletzt von allen starb auch die Frau.
23 Wessen Frau von allen wird sie in der Auferstehung sein, wenn sie auferstehen werden? Denn die sieben haben sie zur Frau gehabt.
Hier darf man also erst einmal feststellen, das die Sadduzäer sehr wohl an eine Auferstehung im Fleische glaubten - doch es heißt im Vers 18, das sie nicht daran glaubten.... was denn nun?
Und wieso sollten sie eine Frage zur Auferstehung stellen, wenn sie selber nicht dran glauben sollten?
Ganz einfach - die Sadduzäer waren nur eine Gruppe von Gelehrten, welche eine andere Vorstellung von dem hatten, was Auferstehung bei Gott bedeutet, wie sie damals von der Allgemeinheit bei den Juden (vor allem den Pharisäern) abwich. Sie wollten mit dieser Frage vielleicht heraus finden, ob Jesus auf der Seite ihrer Sichtweise war, aber das ist nur so ein Gedanke meinerseits. Eine Fangfrage zu einem anderen Thema (Schwagerehe) würde hier definitiv keinen Sinn machen.
Wenn Jesus jetzt so etwas gesagt hätte wie, das die Frau nach der Auferstehung "frei ist zu heiraten, wen immer sie will", dann hätte Jesus ihren Glauben zugestimmt und Jehovas Zeugen würden diese Bibelpassage zu Recht verwenden um zu belegen, das es keine unsichtbare Weiterexistenz nach dem irdischen Ableben gibt.
Doch Jesu Antwort war eine völlig andere:
24 Jesus sprach zu ihnen: Irrt ihr nicht deshalb, weil ihr die Schriften nicht kennt und nicht die Kraft Gottes?
25 Denn wenn sie aus den Toten auferstehen, heiraten sie nicht, noch werden sie verheiratet, sondern sie sind wie Engel in den Himmeln.
26 Was aber die Toten betrifft, dass sie auferweckt werden: Habt ihr nicht im Buch Moses gelesen, wie Gott beim Dornbusch zu ihm redete und sprach: »Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs«?
27 Er ist nicht der Gott von Toten, sondern von Lebenden. Ihr irrt sehr.
Lukas erwähnt hier noch den Zusatz (20: 38):"... sondern von Lebenden. Denn für ihn leben alle".
Hat Jesus die ursprüngliche Frage der Sadduzäer gemäß ihrer Sichtweise beantwortet?
Ich denke nicht, eher im Gegenteil. Auf die Thematik der Schwagerehe ging er gar nicht erst ein.
Denn Jesus zeigte, womit er übrigens den Text aus Mose so auslegte (nicht ich), das bei Gott die Auferstehung bereits umgesetzt wird. Abraham, Isaak und Jakob leben bereits bei Gott, was daher nur auf geistige Gefilde zutreffen kann. Denn Gott ist Geist.
So zeigte Jesus den Sadduzäern, das ihre menschlichen Vorstellungen von der Auferstehung sich nicht mit dem deckte, wie es bei Gott wirklich ist. Bedeutsam an Jesu Antwort ist auch, das er gar nicht erst auf eine zukünftige Auferstehung einging, sondern auf eine die bereits Abraham, Isaak und Jacob erlebt haben sollen.
Die Sadduzäer glaubten insofern lediglich nicht der allgemein gängigen Auffassung der Auferstehung im unsichtbaren Bereich Gottes, wie es damals im allgemeinen jedoch sehr wohl geglaubt wurde.
Man kann das darauf zurück führen, das die Sadduzäer ihre Lehrmeinungen allen aus dem Pentateuch bezogen - also den fünf Büchern Mose. In denen wurde jedoch eine Weiterexistenz nach dem irdischen Ableben nie wortwörtlich thematisiert. Um so bemerkenswertr ist Jesu Antwort, der einen Vers aus dem Pentateuch fand um die Lehren der Sadduzäer zu widerlegen. Jesus bezog sich übrigens auf 2.Mose 3:6.
Im Gegensatz zu den Sudduzäern nahmen die Pharisäer auch die anderen heiligen Schriften hinzu um für ihren Glauben eine Hoffnung abzuleiten. Dies war die Auferstehung in geistigen Gefilde, so wie Jesus es den Sadduzäern mit der Sicht Gottes auf die Auferstehung lieferte. Dazu an anderer Stelle mehr.
Der damalige Gläubige unterschied also einmal eine Auferstehung im Fleische, aber dann auch eine "bessere" - Hebräer 11: 35 . In diesem Zusammenhang lohnt es das gesamte Kapitel aufmerksam zu lesen, da an mindestens drei Stellen, Verse. 5, 10, 16 auf die himmlische Hoffnung alter Patriarchen hingewiesen wird.
Das mag sich auch in den Lehrmethoden Jesu verdeutlichen. Jesus war bekannt für seine Gleichnisse. Er nahm dabei so alltägliche Dinge mit hinein wie Weinschläuche, eine verlorene Münze, Hirten mit seinen Schafen, ja sogar mal einen Schatz der auf einem Feld vergraben wurde usw.
Man überlege daher auch ob es Sinn machen würde, wenn man einen "falschen Glauben" in einem Gleichnis verwenden würde, der den damaligen Juden so gar nicht geläufig war. Wieso sollte Jesus eine "falsche" Darstellung vom Leben nach dem Tode in einem Gleichnis verwenden? Wäre das eine alltägliche Sache gewesen? Ich möchte damit das Gleichnis "vom reichen Mann und Lazarus" aus Lukas 16 in Augenschein nehmen. Abraham kommt übrigens auch drin vor:
19 Es war aber ein reicher Mann, und er kleidete sich in Purpur und feine Leinwand und lebte alle Tage fröhlich und in Prunk.
20 Ein Armer aber, mit Namen Lazarus, lag an dessen Tor, voller Geschwüre,
21 und er begehrte, sich mit den Abfällen vom Tisch des Reichen zu sättigen; aber auch die Hunde kamen und leckten seine Geschwüre.
22 Es geschah aber, dass der Arme starb und von den Engeln in Abrahams Schoß getragen wurde.
Es starb aber auch der Reiche und wurde begraben.
23 Und als er im Hades seine Augen aufschlug und in Qualen war, sieht er Abraham von Weitem und Lazarus in seinem Schoß.
24 Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, dass er die Spitze seines Fingers ins Wasser taucht und meine Zunge kühlt! Denn ich leide Pein in dieser Flamme.
25 Abraham aber sprach: Kind, denk daran, dass du dein Gutes völlig empfangen hast in deinem Leben und Lazarus ebenso das Böse; jetzt aber wird er hier getröstet, du aber leidest Pein.
26 Und zu diesem allen ist zwischen uns und euch eine große Kluft festgelegt, damit die, welche von hier zu euch hinübergehen wollen, es nicht können, noch die, welche von dort zu uns herüberkommen wollen.
27 Er sprach aber: Ich bitte dich nun, Vater, dass du ihn in das Haus meines Vaters sendest,
28 denn ich habe fünf Brüder, dass er ihnen eindringlich Zeugnis ablegt, damit sie nicht auch an diesen Ort der Qual kommen!
29 Abraham aber spricht: Sie haben Mose und die Propheten. Mögen sie die hören!
30 Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn jemand von den Toten zu ihnen geht, so werden sie Buße tun.
31 Er sprach aber zu ihm: Wenn sie Mose und die Propheten nicht hören, so werden sie auch nicht überzeugt werden, wenn jemand aus den Toten aufersteht.
Dies ist auch nicht das einzige mal das Jesus von Abraham im Jenseits sprach.
Bei einer Gelegenheit erwähnte er einmal:
"Ich sage euch aber, dass viele von Osten und Westen kommen und mit Abraham und Isaak und Jakob zu Tisch liegen werden in dem Reich der Himmel". - Matthäus 8:11
Also eine himmlische Auferstehung. So wie Jesus es ja auch selber erlebte, über dessen Auferstehung im Geistbereich auch etwas in der Bibel erwähnt wird. Abraham Hoffnung war:
"Denn er wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist."
- Hebrär 11:10.
Und diese Stadt die von Gott erbaut wurde, von der wird in der Bibel nur eine erwähnt - das himmlische Jerusalem, der Sitz des Reichs Gottes.
In Hebräer 12 gibt es noch weitere Belege zu dieser Thematik. Hier mal ab Vers 22 (HFA):
"22 Ihr dagegen seid zum himmlischen Berg Zion gekommen und in die Stadt des lebendigen Gottes. Das ist das himmlische Jerusalem, wo ihr Gott zusammen mit seinen vielen tausend Engeln bei einem großen Fest anbetet.
23 Ihr gehört zu seinen Kindern, die er besonders gesegnet hat und deren Namen im Himmel aufgeschrieben sind. Ihr habt eure Zuflucht zu Gott genommen, der alle Menschen richten wird. Ihr gehört zu derselben großen Gemeinde wie alle diese Vorbilder des Glaubens, die bereits am Ziel sind und Gottes Anerkennung gefunden haben."
Diese Vorbilder des Glaubens, von denen in Hebräer 11 die Rede war sind also schon am Ziel.
Im himmlischen Jerusalem. Siehe auch diese Wiedergabe ->im Vergleich mit anderen Bibelübersetz-ungen (BÜ).
Interessant finde ich (muss der Leser nicht so sehen) das hier das im griechischem Grundtext der Begriff pneumasin verwendet wird und daher zurecht in den anderen Übersetzungen mit "Geister" übersetzt wird. Der Grundtext der Bibel selbst vermittelt also hier den Glauben das treue Patriarchen bereits als Geist(wesen) bei Gott im himmlischen Jerusalem sind.
Leider hat die NWÜ, egal in welcher Version, ihre jeweilige Übersetzung ihren Lehrinhalten angepasst und jeweils in Hebräer 11 und 12 die Hinwise zur himmlischen Hoffnung alter Patriarchen durch Um-formulierungen, die nicht den Grundtext und den renomierten Übersetzungen entsprechen, in ihrem ursprünglichem Sinn verändert.
Das trifft noch auf mehrere Nuancen zu. Z.B. ist in Hebräer 12:9 vom "Vater der Geister" die Rede, auch im Grundtext. Die NWÜ gibt dies mit "geistigen Leben" wieder und macht aus einem Substantiv, pneumasin = Geist, ein Adjektiv und zwar "geistliches" (Leben). Das verhindert natürlich ein unbefangenes Verständnis des biblischen Glaubens, gerade in dieser Thematik.
Man darf also anmerken, das die Bibel sehr wohl auf eine himmliche Eitenz hinweist
Es gibt noch viele viele weitere Verse die eine Weiterexistenz nach dem Tode belegen.
Genauso wie es Verse gibt, welche den irdischen Tode belegen, ohne auf den Wechsel im Totenreich hinzuweisen. Jedoch dürfen diese nicht einseitig an die Thematik herangezogen werden, denn dem Christen ist wichtig was die "ganze Schrift" dazu sagt.
wird fortgesetzt ....
Demnächst auch mehr zu dem Themen "Geistesfrucht" und die "göttliche Rüstung".
Paulus sprach vom Paradies im dritten Himmel
Kontakt
Boas Bastian aus Erkrath - NRW
Zu Anregungen und Feedback, Hilfe rund um die Zeugen Jehovas Thematik, einfach mail an: